Einige Wildgänse fliegen über einen Bauernhof und treffen auf Hausgänse. Sie rufen ihnen zu: „Kommt! Fliegt mit uns!“ Die Hausgänse antworten: „Warum? Uns geht es doch gut hier.“ Die Wildgänse erwidern: „Ja, euch geht es gut. Aber seid ihr auch frei?“
FREIHEIT. Was soll das überhaupt heißen? Das ist einer dieser Begriffe, dessen Bedeutung eigentlich jeder und gleichzeig niemand kennt. Etwas, das man für sich selbst definiert. Die Vorstellung von Freiheit ist ein maßgeschneiderter Anzug, der nur mir passt. Vor der Pandemie habe ich nie wirklich über meine Beziehung zur Freiheit nachgedacht. Hätte mir jemand damals die Frage gestellt, ob ich frei bin, hätte ich ohne zu zögern mit ‚Ja‘ geantwortet. Das war für mich immer eine Schwarz-Weiß-Frage, bei der ich sofort an Unterdrückung oder Kriminalität gedacht habe. An eingesperrt sein oder nicht eingesperrt sein. Auch meine Einstellung zur Freiheit ist wie so vieles eine Erziehungssache. Diesmal ist es aber nicht nur Angelegenheit von Mutter und Vater. Es ist viel mehr als das. Es ist eine gesellschaftliche Erziehung.