In der Gesellschaft findet ein Umdenken statt. Die Zeiten, in denen Umweltschützer mit den Leuten gleichgesetzt wurden, die mit zerzausten Haaren im Mönchsumhang auf Straße vom Weltuntergang gefaselt haben, sind vorbei. Umweltaktivismus ist nicht mehr nur ein Hollywoodfilm mit Al Gore. Er ist auch lange keine rein wissenschaftliche Bewegung mehr, er ist emotional. Er mobilisiert die Menschen und treibt Jugendliche von den Demonstrationen auf der Straße bis vors EU-Parlament. Neben der Wichtigkeit dieser Bewegung steht für mich aber vor allem eines im Vordergrund: die Scheinheiligkeit.
Wie umweltschonend Windenergie sein soll, wenn dafür ganze Wälder abgeholzt werden, will mir nicht einleuchten. Auch die Logik der neuen CO²-Steuer hat sich mir noch nicht erschlossen. Das Fahren von Verbrennern soll unattraktiver werden und den Kauf eines E-Autos reizvoller machen. Dass der Sprit nun 30 Cent teurer ist als noch letztes Jahr, wird den Familienvater mit Mindestlohn aber wohl kaum zu der Überlegung treiben, ob er seinen 17 Jahre alten Corsa durch den Tesla X oder doch lieber Y ersetzen soll. Das Einzige, was diese Steuer bewirkt, ist, dem kleinen Mann noch mehr Geld wegzunehmen, was er sowieso schon nicht hat. Die Leute mit den dicken SUVs, die 15 Liter schlucken, interessiert es einen Dreck, ob Benzin 1,20 Euro oder 2,50 Euro kostet.
Steuerfreiheit und staatliche Zuschüsse beim Kauf von Stromern sind genauso sinnvoll. Die Oberschicht lacht sich ins Fäustchen, dass ihnen für ihre 60.000 Euro teuren Elektro-Panzer auch noch Geld vom Staat hinterhergeworfen wird. Nächstenliebe zu Mutter Natur ist das bestimmt nicht, wenn sie den Wagen mit Braunkohle-Strom speisen und monatlich innerhalb des Landes fliegen.
Profiteure aus ihren Eckbüros sind aber nur eine Seite der Scheinheiligkeit. Die andere Seite stellen die Leute dar, die Umweltschutz betreiben, um andere zu verurteilen und nicht aus Überzeugung. Diese Menschen, die darauf warten, jemanden als Mörder zu bezeichnen, weil er Fleisch isst. Diese Leute, die den Verkehr blockieren, indem sie sich mit Pappschildern auf die Straße legen. Eine Krankenschwester schreit auf dem Heimweg nach einer 16-Stunden-Schicht bestimmt nicht „Hurra“ und steigt das nächste Mal auf ihr Fahrrad um, wenn man ihren wohlverdienten Feierabend behindert.
Die aktuelle Umweltbewegung ist der Meinung, man könne Veränderung erzwingen. Aber warum sollten Sanktionen bei Erwachsenen funktionieren, wenn sie schon im Kindergarten völliger Schwachsinn sind? Und wer lässt sich schon von jemandem bekehren, wenn er herablassend verurteilt wird?
Manchmal muss man laut sein, um gehört zu werden. Aber mit dem Umweltschutz ist es wie mit allem anderen auch:
Mit Gewalt erreicht man gar nichts.
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